Restauratorenverband e.V.
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Konstruktion

Heute wie damals zeichnet sich die wahre Meisertschaft des Möbelbaus darin aus, seine Materialien zu beherrschen und ihre Eigenschaften wo nötig hervorzuheben oder einzuschränken und so außergewöhnliches zu schaffen. So liegt der Grundstock eines die Zeiten überdauernden Möbels in dessen Konstruktion. Fehler die hier begonnen werden, bringen die Jahre und Jahrzehnete unbarmherzig ans Licht. Ob also auch noch nach Jahrhunderten, wie in diesem Fall ein Prunkschrank in Boulletechnik den Betrachter in Staunen versetzt, entscheidet sich bereits hier.

Konstruktive Besonderheiten der Seitenteile

Die Seitenteile bestehen aus zwei Eichenbretter stumpf aneinandergeleimt sind. Gegen ein mögliches Verwerfen sind die Seiten mit Dübeln gesichert, die sich teilweise über die gesamte Seitenbreite erstrecken.

In Sockel und Kranz sind die Seiten eingezapft. Zusätzliche Stabilität für die durch die Boulle Marketerie schweren Schrankteile erreichten die Ebenisten mit Gewindestangen und Muttern. Die Muttern wurden in kleine Taschen eingelegt, die Innen an den Seiten eingearbeitet und mit kleinen Längsholzergänzungen verschlossen sind. Die Gewindestangen mit einem zöllischen Rundgewinde an der einen Seite, hatten am äußeren Ende ausladenede Köpfe, die sich beim Verschrauben an in die Oberflächen eingeschlagenen Blechhülsen verklemmen. So wurde selbst bei großem Kraftaufwand das Holz an diesen Stellen nicht eingedrückt. Die Gewindestangen gingen leider verloren werden aber in der Folge soweit möglich rekonstruiert. 

Insbesondere gilt daher unserer Dank für die unermüdliche Recherche und stimmige Umsetzung Herrn Arthur Stemmer.

Rekonstruktion der Verbindungsschrauben

Öse Kranzteil

Konstruktive Besonderheiten des Türblattes

Das Türblatt basiert auf einem Rahmenbau mit in eine Nut eingeschobenen Füllungen. Wie in der heutigen Zeit hatten auch die Ebenisten von einst ein Problem zu lösen. Durch die Schwundbewegungen des Holzes würden sich die Maße des Holzträgers verändern und gegebenenfalls Verleimungen an den Stößen aufklaffen. Holzfurniere würden diesen Bewegungen im Großen und Ganzen folgen, Schildpatt allerdings und vor allem das Messingblech  können dies wegen der abweichenden Materialeigenschaften nur bedingt. Die Folge wären klaffende Lücken in der ornamentalen Marketerie. Um dies zu Verhindern furnierten die Ebenisten das Türblatt zunächst mit einem Blindfurnier, dass auch die Stöße der Rahmenteile überbrückte und Bewegungen in der Trägerkonstruktion teils kompensiert. Erst dann enstand darauf die aufwendige Marketerie mit Schildpatt, Messing und Ebenholz.

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